Konfliktradar Gesundheitswesen (April – Juni 2025)

Konfliktradar Gesundheitswesen – Aktuelle Konflikte und Konfliktmanagement (Betrachtungszeitraum April – Juni 2025)
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Konflikte sind alltäglich. Ohne sie gäbe es Stillstand doch mit ihnen kommt es zu Blockaden, Verschwendung und Missmut. In diesem Artikel hinterfrage ich anhand aktueller Berichte aus dem Internet:

  1. Wo stehen wir als Gesellschaft?
  2. Können die aktuellen Konfliktursachen bearbeitet werden?

Vom Konfliktradar zum Konfliktmanagement

Die aktuellen Herausforderungen im Konfliktradar Gesundheitswesen zeigen, dass Konflikte auf verschiedensten Ebenen auftreten – von der großen Systemfrage bis zum kleinen Teamzwist. Konfliktmanagement muss dementsprechend vielschichtig und praxisnah aufgestellt sein. Politisch sind Vermittlung und Kompromissbereitschaft gefragt, um Reformen tragfähig umzusetzen. Praktisch-technisch braucht es Geduld, Schulung und Einbindung der Basis, um Digitalisierungsprojekte konfliktarm ins Rollen zu bringen.

Finanzielle Verteilungskämpfe erfordern Transparenz und Gerechtigkeitsausgleich, damit keine Gruppe das Gefühl hat, den Kürzeren zu ziehen. Und innerhalb der Einrichtungen ist ein Klima gegenseitigen Respekts und offener Kommunikation entscheidend, um Hierarchie- und Belastungskonflikte gar nicht erst eskalieren zu lassen. Nur mit einem solchen ganzheitlichen Ansatz – verständlich, praxisnah und differenziert – lässt sich die Vielzahl an Konflikten im Gesundheitswesen künftig bewältigen und in Verbesserungen zum Wohle von Mitarbeitern und Patienten überführen.

Konfliktradar Gesundheitswesen 1) Webseiten und Inhalte zu Konflikten

  • Tagesschau (Regional) – Tarifstreit bei Charité-Tochter CFM (Berlin): 
    Bericht vom 29.05.2025 über einen Arbeitskampf bei der Charité Facility Management GmbH. Verdi beklagt stockende Verhandlungen um die Angleichung der Löhne an den öffentlichen Dienst; eine Einigung ist nicht in Sichttagesschau.detagesschau.de.
  • KMA Online – Warnstreiktag in Kliniken (März 2025): 
    Meldung vom 03.03.2025 über die Eskalation des Tarifstreits im öffentlichen Dienst. Verdi rief bundesweit Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zum Warnstreik auf, da Arbeitgeber in den Verhandlungsrunden kein angemessenes Angebot vorgelegt hattenkma-online.dekma-online.de.
  • Ostthüringer Zeitung (OTZ) – Tarifeinigung am SRH-Klinikum Gera: 
    Artikel vom 02.05.2025 über den Abschluss eines Tarifkonflikts. Nach langwierigen Verhandlungen und einem Warnstreik von ~100 Beschäftigten am 28. April einigten sich der Klinikbetreiber SRH und Verdi auf einen neuen Tarifvertrag für das nicht-ärztliche Personalotz.de.
  • Ärztezeitung (Springer) – Positionspapier zur Krankenhausreform: 
    Beitrag (Anfang Juni 2025) über eine kontroverse Forderung des Wirtschaftsrat der CDU. Die CDU-nahe Lobbyorganisation plädiert dafür, die geplante Krankenhausreform teilweise rückgängig zu machen und insbesondere die neue Vorhaltefinanzierung komplett abzuschaffenaerztezeitung.de. Dies verdeutlicht den politischen Konflikt um den Kurs der Krankenhausfinanzierung.
  • Focus Online – Digitalisierungsskepsis in Arztpraxen: 
    Bericht vom 27.04.2025 über die anhaltenden Probleme bei der Digitalisierung. Eine Umfrage ergab, dass 71 % der Ärzte noch Faxgeräte nutzen. Mangelnde Anbindung von Pflegeheimen, häufige technische Störungen der Telematikinfrastruktur und fehlendes Vertrauen führen dazu, dass viele lieber faxen, was die digitale Transformation bremstfocus.de.
  • E-Health-Com – Versorgung im digitalen Wandel: 
    Fachartikel (Frühjahr 2025) über die bevorstehende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) zum 29. April 2025. Trotz inzwischen rund 70 Millionen angelegter Akten bleibt die Akzeptanz der ePA bei Ärzten und Patienten die größte Herausforderung – das Potenzial kann sich erst entfalten, wenn die Akte im Alltag aktiv genutzt wirde-health-com.de.
  • PraktischArzt (Magazin) – Konflikte im Klinikalltag: 
    Ratgeber-Artikel (aktualisiert 17.01.2025) über typische Konfliktsituationen im Krankenhaus. Spannungen im Team, Missverständnisse mit Vorgesetzten sowie Überlastung durch Zeitdruck und knappe Ressourcen gehören zum Alltag und wirken sich negativ auf Arbeitsklima und Patientenversorgung auspraktischarzt.de. Der Beitrag beschreibt häufige Konflikte und bietet praxisnahe Lösungsansätze.

Konfliktradar 2) Spezifische Konflikte im Gesundheitswesen

Konfliktradar Gesundheitswesen: Diese Liste zeigt die Bandbreite aktueller Konflikte – von tariflichen und politischen Streitigkeiten bis hin zu alltäglichen Spannungen im Klinikbetrieb.

  1. Tarifstreit im öffentlichen Dienst (Klinikbeschäftigte): 
    Im Frühjahr 2025 kam es zu harten Auseinandersetzungen zwischen Verdi und den Arbeitgebern von Bund und Kommunen. Hintergrund war die Tarifrunde für ~2,5 Mio. Beschäftigte, darunter viele in Krankenhäusern. Arbeitgeber boten zunächst kaum Lohnerhöhungen, was zu bundesweiten Warnstreiks Anfang März führtekma-online.de. Die Eskalation legte Teile des Gesundheitswesens lahm, bis ein Schlichterspruch schließlich eine Tarifeinigung (5,8 % Gehaltsplus in Stufen) ermöglichte.
  2. Ärztestreik an kommunalen Kliniken: 
    Parallel dazu verhandelte der Marburger Bund für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA). Nach monatelangem Konflikt und der Drohung flächendeckender Ärzte-Streiks einigte man sich Anfang 2025 auf eine schrittweise Gehaltserhöhung um insgesamt 8 % bis 2026stern.de. Damit wurden ab Mitte Januar geplante Streiks in letzter Minute abgewendet.
  3. Konflikt bei der Charité Facility Management (CFM): 
    In Berlin forderten 3.500 Beschäftigte der ausgelagerten Charité-Tochter CFM die Gleichbezahlung nach Tarifvertrag öffentlicher Dienst. Mehrere Streikwellen im April und Mai 2025 brachten den Klinikbetrieb ins Wanken. Verdi kritisierte die „Verzögerungstaktik“ der Arbeitgeberseite und rief erneut zum Streik auf, da weiterhin kein konkretes Angebot für einen Stufenplan vorlagtagesschau.de. Dieser Konflikt verdeutlicht die Reibungen zwischen Hauptklinik und ausgegliederten Servicebetrieben.
  4. Tarifkonflikte bei privaten Klinikbetreibern: 
    Auch außerhalb des öffentlichen Sektors kam es zu Arbeitskämpfen. Beispiel: Beim SRH-Klinikum Gera (privater Träger) erstreikte Verdi nach zähen Verhandlungen im April 2025 einen Tarifabschluss für die nicht-ärztlichen Beschäftigtenotz.de. Solche Konflikte zeigen, dass auch private Krankenhausbetreiber mit Gewerkschaften über Arbeitsbedingungen und Bezahlung ringen.
  5. Streit um die Krankenhausreform: 
    Auf politischer Bühne setzte sich der Konflikt um die Krankenhausreform fort. Bundesgesundheitsminister Lauterbachs Reformpläne stießen bei den Bundesländern und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) auf Widerstand. Bereits 2024 war der offene Konflikt in den Bund-Länder-Gesprächen offensichtlichdkgev.de. 2025 forderten Oppositionsstimmen sogar eine „Re-Reform“ – etwa der CDU-Wirtschaftsrat, der die geplante Vorhaltefinanzierung komplett kippen willaerztezeitung.de. Die Umsetzung der Reform wird durch dieses Tauziehen erheblich verzögert.
  6. Finanzierungsstreit zwischen Bund, Ländern und Kassen: 
    Die angespannte Finanzlage im Gesundheitswesen führte zu weiteren Konflikten. 2024/25 drohte ein Rekorddefizit der gesetzlichen Krankenkassen, was entweder drastische Beitragserhöhungen oder neue Bundeszuschüsse erforderte-health-com.de. Bund und Länder ringen um die Kostenverteilung – z.B. wer die Milliarden für Klinikinvestitionen und digitale Infrastruktur trägt. Dieses Spannungsfeld sorgt für kontinuierliche Debatten und Abstimmungen auf politischer Ebene.
  7. Digitalisierungsprobleme und Akzeptanzkonflikte: 
    Bei Digitalprojekten wie der ePA und dem E-Rezept treten Umsetzungsprobleme zutage. Ärzteschaft und andere Akteure kritisieren Pannen in der Telematikinfrastruktur (häufige Ausfälle, komplizierte Handhabung) und äußern Datenschutzbedenken. Viele Praxen greifen mangels Vertrauen weiter zum Faxfocus.de. Dieser Konflikt zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Digitalisierung zeigt sich auch in Foren und Fachpresse: Während die Politik den „Durchbruch” proklamiert, hadern Anwender vor Ort mit Alltagsproblemen.
  8. Interne Team- und Hierarchie-Konflikte: 
    In Kliniken selbst sind Konflikte nahezu vorprogrammiert, da verschiedene Berufsgruppen, Hierarchiestufen und Persönlichkeiten eng zusammenarbeitenthieme-connect.com. Typische Beispiele: Spannungen zwischen Pflege und Ärzten (z.B. aufgrund traditioneller Hierarchien oder Arbeitsbelastung), Konflikte innerhalb von Teams durch Kommunikationsprobleme oder Unklarheiten in Zuständigkeiten, sowie sinkende Motivation, wenn Mitarbeiter sich nicht ausreichend beteiligt fühlen. Solche internen Konflikte wirken sich negativ auf die Versorgung aus und erfordern gezieltes Konfliktmanagement im Haus.

Konfliktradar 3) Konfliktmanagementsystem & Eskalationsstufen

Ein Konfliktmanagementsystem im Gesundheitswesen sollte je nach Konfliktart flexibel reagieren können. Die folgenden Eskalationsstufen können als Leitfaden dienen, um Konflikte – von der kleinen internen Reiberei bis zum groß angelegten Tarifstreit – systematisch zu bearbeiten und zu lösen:

StufeBeschreibungZielBeteiligte
1. Frühwarnung & PräventionFrühes Erkennen von Unstimmigkeiten – Durch Feedback-Kultur, Meldesysteme (z.B. anonyme Umfragen) und regelmäßige Teamgespräche werden aufkeimende Konflikte identifiziert, bevor sie eskalieren.Eskalation vermeiden; Problemsignale rechtzeitig auffangen.Mitarbeiter der Basis, Teamleitungen, Qualitätsmanagement.
2. Direkte Klärung im TeamKlärung im direkten Dialog – Die Konfliktparteien suchen zeitnah ein Vier-Augen-Gespräch oder eine Teamrunde, um Missverständnisse offen anzusprechenpraktischarzt.de. Gegebenenfalls moderiert eine neutrale Person (z.B. eine erfahrene Pflegekraft als Mentor).Deeskalation auf niedrigster Ebene; einvernehmliche Lösung finden, bevor formale Schritte nötig sind.Betroffene Mitarbeiter, ggf. moderierende Kolleg*innen oder Teamsprecher.
3. Einbezug der FührungskraftInterne Vermittlung durch Vorgesetzte – Wenn keine Lösung erzielt wird, schaltet sich die direkte Führungskraft (Stationsleitung, Oberarzt etc.) ein. In einem moderierten Gespräch versucht sie, Kompromisse zu erzielen und sachliche Lösungen zu erarbeiten.Konflikt eindämmen, bevor er das gesamte Team belastet; autoritative Unterstützung bei der Lösungsfindung.Konfliktparteien, direkte Vorgesetzte (Stationsleitung, Abteilungsleitung).
4. Formelles KonfliktmanagementSchlichtung im Haus / Organisation – Einrichtung eines formalen Verfahrens: Ein neutraler Konfliktbeauftragter oder ein internes Mediations-Team (ggf. unter Einbindung des Betriebs-/Personalrats) übernimmt. Es werden klare Regeln, Gesprächstermine und ggf. Vereinbarungen dokumentiert.Strukturierte Konfliktlösung mit verbindlichen Abmachungen; Wahrung der Fairness und Objektivität.Konfliktparteien, interne Mediator*innen oder Konfliktbeauftragte, Betriebsrat/Personalrat, ggf. HR-Abteilung.
5. Externe Mediation oder AufsichtEinschaltung externer Stellen – Bei festgefahrenen Konflikten wird eine neutrale externe Instanz hinzugezogen. Das kann eine professionelle Mediator*in, eine Schlichtungsstelle oder – bei rechtlichen Fragen – die zuständige Aufsichtsbehörde sein. Im Arbeitskontext können auch Gewerkschaften bzw. Arbeitgeberverbände eingebunden werden.Unparteiische Lösung erarbeiten; Eskalation außerhalb der Organisation kanalisiert angehen, um interne Beziehungen zu schonen.Externe/r Mediator*in oder Schlichter, ggf. Gewerkschafts- und Arbeitgebervertretungen, Rechtsbeistände, Behörden.
6. Letzte Eskalation: Arbeitskampf / Rechtliche SchritteUltima Ratio bei Scheitern aller Verhandlungen – Der Konflikt tritt in die Öffentlichkeit oder wird auf höchster Ebene ausgetragen. Beispiele: Aufruf zum Streik oder zu Protestaktionen (bei Tarifkonflikten), Anrufung von Gerichten oder Einbezug der Politik/Gesetzgeber zur Entscheidung.Entscheidung oder Druck herbeiführen, wenn eine Einigung anders nicht erreichbar ist; entweder durch Machtmittel (Streik) oder durch verbindliches Urteil/Gesetz.Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Gerichte, politische Gremien (je nach Konfliktart).

Eskalationsstufen

Diese Eskalationsstufen lassen sich je nach Situation angepasst anwenden. Ein anpassbares Konfliktmanagementsystem würde bei kleinen interpersonellen Konflikten frühzeitig auf Stufe 1–3 verbleiben, während großflächige Konflikte (z.B. Tarifstreits) naturgemäß bis Stufe 6 gehen können. Ziel ist es stets, Konflikte so früh und so niedrigschwellig wie möglich zu lösen, aber zugleich für ernste Fälle einen geordneten Eskalationspfad bereit zu haben.

Konfliktradar 4) Aktuelle Herausforderungen

… für das Konfliktmanagement im Gesundheitswesen

Beschäftigte der Charité Facility Management GmbH (CFM) protestieren im Frühjahr 2025 für eine gerechte Bezahlung. Solche Arbeitskämpfe verdeutlichen die Intensität mancher Konflikte im Gesundheitswesen.

Das Konfliktmanagement im Gesundheitswesen steht 2025 vor erheblichen Herausforderungen.

Einerseits treiben politische Weichenstellungen tiefgreifende Veränderungen voran, andererseits erschweren praktische Umsetzungsprobleme und interne Spannungen den Arbeitsalltag. Die folgenden Aspekte prägen die aktuelle Situation und zeigen, warum ein professionelles Konfliktmanagement wichtiger denn je ist:

Politischer Druck und knappe Entscheidungen: 

Die Gesundheitspolitik befindet sich in einer Reformphase. Gesetzesvorhaben wie die Krankenhausreform werden von der Regierung forciert, um Versorgung und Finanzierung zu verbessern. Doch die Abstimmungsprozesse sind von Konflikten begleitet: Im Bundesrat konnte die Reform Ende 2024 nur mit knapper Zustimmung und nach heftigem Streit auf den Weg gebracht werdentagesschau.de. Viele Bundesländer fühlten sich von den zentralistischen Plänen übergangen. 2025 setzt sich dieses Ringen fort – laufende Abstimmungen im Bundestag und Bundesrat müssen Kompromisse finden zwischen Bundesinteressen (z.B. Effizienz, Qualität) und Länderinteressen (Bewahrung regionaler Versorgungshoheit). Ein Konfliktmanagement auf politischer Ebene erfordert hier Verhandlungen, Vermittlungsausschüsse und transparente Kommunikation, um alle Akteure ins Boot zu holen. Gleichzeitig warten Praktiker im Feld ungeduldig auf Ergebnisse, was den Druck erhöht.

Umsetzungsprobleme bei der Digitalisierung: 

Die groß angekündigte Digitalisierung des Gesundheitswesens ist in der Praxis konfliktbehaftet. Politisch ist vieles beschlossen – von der elektronischen Patientenakte (ePA) über E-Rezepte bis zur Telematikinfrastruktur – doch in der Umsetzung hapert es. Technikpannen, Schnittstellenprobleme und Sicherheitsbedenken führen zu Frust bei Ärzten und Pflegekräften. Ein anschauliches Beispiel: Obwohl die ePA seit Ende April 2025 allen Versicherten zur Verfügung steht, bleibt die Nutzung gering, weil Ärzte den zusätzlichen Aufwand und unklare Abläufe scheuene-health-com.de. Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass immer noch über 70 % der Ärzte lieber zum Fax greifen, teils weil Pflegeheime digital gar nicht angeschlossen sind, teils aus Misstrauen gegenüber der störanfälligen ITfocus.de. Dieser Konflikt zwischen politischem Anspruch(„Digitalisierung jetzt!“) und Realität vor Ort führt zu Schuldzuweisungen: Die einen mahnen die Ärzteschaft, innovativer zu sein; diese verweist auf fehlende praktikable Lösungen und fordert mehr Einbindung in die Entwicklung. Für das Konfliktmanagement bedeutet das, Dialogforen zu schaffen (etwa runde Tische zur TI-Problematik), Anwender frühzeitig einzubeziehen und Pufferphasen einzuräumen, damit neue Systeme schrittweise Akzeptanz finden.

Finanzierungsstreitigkeiten auf allen Ebenen

Geld ist ein zentraler Konfliktherd im Gesundheitswesen. Aktuell klafft ein Defizit bei den gesetzlichen Kassen, und es besteht Streit, wer die Lasten trägt. Bund, Länder und Leistungserbringer schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Ein Beispiel ist die Finanzierung der Kliniken: Die Länder pochen darauf, dass der Bund dauerhaft mehr Investitionsmittel bereitstellt, um Klinikschließungen abzuwenden, während der Bundesgesundheitsminister auf Strukturänderungen drängt. Die DKG und Länder hatten Lauterbach vorgeworfen, er würde mit seinen Reformideen die Länder „entmachten“ und die Versorgungsstrukturen über einen Kamm scherendkgev.de. Zugleich gibt es Konflikte zwischen Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung über Budgetbegrenzungen und Honorare für niedergelassene Ärzte – hier wurde erst nach Protesten der Ärzteschaft der Abbau der Budgetierung für Hausärzte beschlossen, um weitere Praxisschließungen abzuwenden. Diese Finanzierungsstreitigkeiten bedürfen einer Vermittlung zwischen den Parteien: Konfliktmanagement heißt hier oft moderieren zwischen Ökonomie und Medizin. Politische Kompromisse (wie zusätzliche Bundesmittel oder Stufenpläne für Honorarerhöhungen) sind typische Lösungen, die jedoch wieder neue Konflikte erzeugen können, wenn eine Seite sich übervorteilt fühlt.

Interne Reibungen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen: 

Jenseits der großen Politik spielen sich täglich kleinere, aber ebenso wichtige Konflikte innerhalb der Gesundheitseinrichtungen ab. Hierarchieproblemegehören dazu: In der traditionell hierarchischen Krankenhausstruktur prallen mitunter starre Führungskulturen auf ein modernes Teamverständnis. Pflegekräfte fühlen sich etwa von Entscheidungen „von oben“ übergangen, während Chefärzte Druck von der Verwaltung weitergeben. Unterschiedliche Berufsgruppen – Ärztlicher Dienst, Pflegedienst, Verwaltung, Therapeuten – haben teils unterschiedliche Ziele und Kommunikationsstile, was Missverständnisse begünstigt.

Hinzu kommt die Belastungskrise:

Personalmangel und Überstunden führen zu Übermüdung und Gereiztheit, sodass Konflikte schneller hochkochen. Wenn etwa eine Schicht dauerhaft unterbesetzt ist, entsteht Unmut gegenüber dem Management, aber auch Konflikte innerhalb des Teams (etwa über die Verteilung der Arbeit oder Krankmeldungen). 

Leistungsbereitschaft und Beteiligung 

… sind ebenfalls ein Spannungsfeld: Engagierte Mitarbeiter geraten mit solchen aneinander, die „Dienst nach Vorschrift“ schieben – oder Teams fühlen sich von Veränderungen überrollt, weil sie nicht eingebunden wurden. Diese zwischenmenschlichenKonflikte wirken sich unmittelbar auf die Versorgungsqualität aus, denn ein zerstrittenes Team kann nicht optimal zusammenarbeitenthieme-connect.com. Ein modernes Konfliktmanagement muss daher intern ansetzen: Führungskräfte werden in Konfliktlösung geschultaerztestellen.aerzteblatt.de, Mediationsangebote (z.B. durch externe Coaches oder interne Ombudsstellen) stehen bereit, und es wird eine offene Fehler- und Feedbackkultur gefördert. Wichtig ist, Konflikte im Team nicht als Schwäche zu tabuisieren, sondern als Chance zu begreifen, Arbeitsprozesse und Zusammenarbeit zu verbessern – gemäß dem Motto, dass Konflikte, richtig angegangen, zu konstruktiven Veränderungen führen können.

Berlin, 3.6.2025
Ralf Hasford | Wirtschafts-Mediation und Strategie-Moderation


Konfliktradar Gesundheitswesen – Konfliktmanagement im Gesundheitswesen
Konfliktradar Gesundheitswesen – Konfliktmanagement im Gesundheitswesen

Konfliktradar – Quellenangaben

Berlin: Tarifstreik: Erneut Streik bei Charité-Tochter ab Freitag | tagesschau.de
https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-tarifstreik-erneut-streik-bei-charit-tochter-ab-freitag-100.html

Berlin: Tarifstreik: Erneut Streik bei Charité-Tochter ab Freitag
tagesschau.dehttps://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/rbb-tarifstreik-erneut-streik-bei-charit-tochter-ab-freitag-100.html

OP- und Bettenschließungen: Verdi eskaliert Tarifstreit mit bundesweitem Warnstreik in Kliniken – kma Online
https://www.kma-online.de/aktuelles/klinik-news/detail/verdi-eskaliert-tarifstreit-mit-bundesweitem-warnstreik-in-kliniken-53511

Nach Warnstreik im SRH Wald-Klinikum Gera: Tarifpartner erzielen Einigung
https://www.otz.de/lokales/gera/article408920534/nach-warnstreik-im-srh-wald-klinikum-gera-tarifpartner-erzielen-einigung.html

Wirtschaftsrat der CDU will Re-Reform: Zurück zu Fallpauschalen für Kliniken
https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Wirtschaftsrat-der-CDU-will-Re-Reform-Zurueck-zu-Fallpauschalen-fuer-Kliniken-456288.html

Digitalisierung: 71% der deutschen Ärzte nutzen noch Faxgeräte: Scheitert die Digitalisierung im Gesundheitswesen? – FOCUS online
https://www.focus.de/gesundheit/news/71-der-deutschen-aerzte-nutzen-noch-faxgeraete-scheitert-die-digitalisierung-im-gesundheitswesen_b94aeb7d-8938-4d69-a72d-02277f37842c.html

Neue Wege, alte Probleme – Versorgung im digitalen Wandel: E-HEALTH-COM
https://e-health-com.de/details-news/neue-wege-alte-probleme-versorgung-im-digitalen-wandel/

Konflikte lösen – Tipps für den Klinikalltag
https://www.praktischarzt.de/arzt/konflikte-loesen/

Marburger Bund | STERN.de
https://www.stern.de/wirtschaft/job/themen/marburger-bund-4134836.html

Details | Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.
https://www.dkgev.de/dkg/presse/details/laender-kaempfen-fuer-die-interessen-der-patienten/

Neue Wege, alte Probleme – Versorgung im digitalen Wandel: E-HEALTH-COM
https://e-health-com.de/details-news/neue-wege-alte-probleme-versorgung-im-digitalen-wandel/

Thieme E-Journals – DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift / Abstract
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0041-100016

Gesundheitswesen: Mediation im Team
https://hasford.de/gesundheitswesen-mediation-im-krankenhaus/?srsltid=AfmBOoqYLER1CcmT2BLikBXR0Rij0rsYfPtJxtOoYYLO44-kM5Ll6Df-

Was ändert sich durch die Krankenhausreform? | tagesschau.de
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/krankenhausreform-abstimmung-bundesrat-100.html

Details | Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.
https://www.dkgev.de/dkg/presse/details/laender-kaempfen-fuer-die-interessen-der-patienten/

Ärztinnen und Ärzte in Führung: Konflikte leichter lösen – ärztestellen
https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/aerztinnen-und-aerzte-fuehrung-konflikte-leichter-loesen

| Wirtschafts-Mediation | Strategie-Moderation | Konflikt-Prävention |

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