Mediation und Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

Der Schlüssel zu nachhaltiger Konfliktlösung?

Welchen Stellenwert hat Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation?
In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft, in der Konflikte an der Tagesordnung sind, gewinnt der Einsatz der Mediation immer mehr an Bedeutung. Ein besonders effektiver Ansatz in diesem Bereich ist die Mediation auf Basis gewaltfreier Kommunikation (GFK). Entwickelt vom amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg, bietet dieser Ansatz einen frischen und empathischen Weg zur Konfliktlösung, der weit über das klassische „Geben und Nehmen“ hinausgeht.

Die potenziellen Vorteile der GFK:

  • Förderung eines tieferen gegenseitigen Verständnisses
  • Entwicklung von Empathie und aktiver Zuhörfähigkeiten
  • Erkennen der zugrunde liegenden Bedürfnissen und Interessen
  • Ermöglichung einer klareren und effektiveren Kommunikation
  • Bessere Identifikation von gemeinsam akzeptablen Lösungen

Jenseits der Bewertung: Die Macht der neutralen Beobachtung

In der Hitze eines Konflikts neigen wir dazu, sofort zu bewerten und zu urteilen. Die gewaltfreie Kommunikation lehrt uns, einen Schritt zurückzutreten und die Situation aus einer neutralen Perspektive zu betrachten. Indem wir lernen, ohne Vorurteile zu beobachten, können wir die emotionalen Barrieren abbauen, die eine effektive Kommunikation oft verhindern.

Das Herz des Konflikts: Gefühle und Bedürfnisse

Jeder Konflikt entspringt unerfüllten Bedürfnissen. Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es den Konfliktparteien, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse klar zu benennen und zu verstehen, wie diese mit denen der anderen Partei in Beziehung stehen. Dies schafft ein tiefes gegenseitiges Verständnis und legt das Fundament für eine dauerhafte Lösung.

Empathie als Wegweiser

Empathie und aktives Zuhören sind Schlüsselkomponenten dieses Ansatzes. Der Mediator fördert einen Raum, in dem sich die Parteien sicher fühlen, offen zu sprechen und gleichzeitig offen für die Perspektiven der anderen sind. Empathie ermöglicht es den Beteiligten, die tief verwurzelten Bedürfnisse und Werte des anderen zu erkennen und zu respektieren.

Klarheit schafft Lösungen

Eine der größten Herausforderungen in Konfliktsituationen ist oft die Unklarheit der Forderungen und Bedingungen. GFK ermutigt zur Formulierung klarer, konkreter Anfragen, die auf den zuvor identifizierten Bedürfnissen basieren. Diese Klarheit schafft einen produktiven Rahmen für Verhandlungen und ermöglicht es den Parteien, effektiv auf eine Lösung hinzuarbeiten.

Win-Win statt Nullsummenspiel

Traditionelle Konfliktlösungsansätze neigen dazu, sich auf Kompromisse zu konzentrieren, bei denen jeder etwas gewinnt und etwas verliert. Der Ansatz der gewaltfreien Kommunikation zielt jedoch auf eine „Win-Win“-Lösung ab, bei der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden. Dies führt zu nachhaltigeren und zufriedenstellenderen Ergebnissen für alle.

Abgrenzung

Die Mediation auf Basis gewaltfreier Kommunikation ist mehr als nur ein Werkzeug zur Konfliktlösung; sie ist eine Philosophie, die dazu beiträgt, tiefere menschliche Verbindungen herzustellen. In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft immer weiter auseinander driftet, bietet dieser Ansatz einen dringend benötigten Pfad zur Versöhnung und zum gemeinsamen Wachstum. Neben den grundlegenden Prinzipien und Elementen der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) gibt es auch einige weitere Überlegungen, die für die erfolgreiche Anwendung des Ansatzes wichtig sein können:

Kulturelle Sensibilität

Es ist wichtig, die kulturellen Hintergründe und sozialen Normen der an einem Gespräch oder einer Mediation beteiligten Personen zu berücksichtigen. Was in einer Kultur als respektvoll angesehen wird, kann in einer anderen als unhöflich oder sogar respektlos empfunden werden.

Machtgefälle und Privilegien

In jeder Interaktion können Machtgefälle und Privilegien eine Rolle spielen. GFK ermutigt dazu, sich dieser Dynamiken bewusst zu sein und sie wenn möglich zu minimieren, um eine echte Verbindung und Verständigung zu ermöglichen.

Timing und Setting

Der Kontext, in dem die Kommunikation stattfindet, ist entscheidend. Ein angemessenes Setting und der richtige Zeitpunkt können dazu beitragen, dass alle Beteiligten offener und empfänglicher für den Prozess sind.

Flexibilität

Die Prinzipien der GFK sind Leitlinien und nicht starre Regeln. Es kann erforderlich sein, den Ansatz je nach Situation und den Bedürfnissen der beteiligten Personen anzupassen.

Vorurteile und Annahmen hinterfragen

Es ist leicht, unbewusste Vorurteile und Annahmen in die Kommunikation einzubringen. Die Bereitschaft, diese zu erkennen und zu hinterfragen, ist entscheidend für den Erfolg der GFK.

Emotionaler Zustand der Teilnehmer

Stress, Angst oder andere starke Emotionen können die Fähigkeit zur effektiven Kommunikation beeinträchtigen. Manchmal ist es notwendig, zunächst emotionale Hindernisse zu adressieren, bevor ein konstruktives Gespräch möglich ist.

Nachhaltigkeit

Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein laufender Prozess. Es ist wichtig, sich regelmäßig zu treffen und den Fortschritt zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die gefundenen Lösungen nachhaltig sind und die Bedürfnisse aller Beteiligten weiterhin erfüllt werden.

Selbstfürsorge

Die Praktizierenden der GFK sollten sich bewusst sein, dass die empathische Arbeit, insbesondere in Konfliktsituationen, emotional belastend sein kann. Raum für Selbstfürsorge und Reflexion ist essentiell.

Die Einbeziehung dieser zusätzlichen Faktoren kann dazu beitragen, die Effektivität der Gewaltfreien Kommunikation zu maximieren und sie zu einem noch umfassenderen Werkzeug für Konfliktlösung und Verständigung zu machen.


Autor: Ralf Hasford
Der Autor ist Experte für Mediation und Konfliktlösung.

Wissenswertes zur „Gewaltfreien Kommunikation“

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg umfasst eine Reihe von Elementen und Prinzipien, die darauf abzielen, eine empathische und respektvolle Kommunikation zu fördern. Neben den bereits erwähnten Komponenten wie der Beobachtung ohne Bewertung, dem Identifizieren von Gefühlen und Bedürfnissen sowie dem Formulieren klarer Anfragen, gibt es auch noch weitere Aspekte, die eine Rolle spielen:

Selbstempathie

Selbstempathie ist die Fähigkeit, mit sich selbst in Kontakt zu treten und die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen. Dies ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation mit anderen.

Echtheit und Authentizität

Ehrlichkeit und Authentizität sind grundlegend für die Gewaltfreie Kommunikation. Das bedeutet, sich selbst treu zu sein und die eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse ohne Angst vor Ablehnung oder Verurteilung auszudrücken.

Positive Handlungssprache

Anstatt zu sagen, was man nicht möchte, wird in der GFK empfohlen, in einer positiven Handlungssprache zu formulieren. Das hilft dem Gegenüber, zu verstehen, welche Handlungen willkommen sind und erleichtert die Zusammenarbeit.

Zeit und Raum für Prozessarbeit

Die GFK erkennt an, dass echte Verbindung und Verständnis Zeit brauchen. Es geht nicht darum, schnell eine Lösung zu finden, sondern darum, einen Raum für tiefgreifendes Verständnis und Empathie zu schaffen.

Unterscheidung zwischen Strategien und Bedürfnissen

Während Bedürfnisse universell und unveränderlich sind (z.B. das Bedürfnis nach Sicherheit oder Anerkennung), sind Strategien die spezifischen Wege, auf denen diese Bedürfnisse erfüllt werden können. Die GFK ermutigt dazu, flexibel in den Strategien zu sein, während die Bedürfnisse klar benannt und verstanden werden.

Rückkopplung und Follow-Up

Nachdem eine Kommunikation oder Mediation abgeschlossen ist, bietet es sich an, in einem weiteren Gespräch zu überprüfen, ob die getroffenen Vereinbarungen für alle Beteiligten funktionieren und ob Anpassungen notwendig sind.

Verantwortung und Eigentum

Die GFK lehrt, Verantwortung für die eigenen Gefühle und Reaktionen zu übernehmen und nicht die Schuld für das eigene Befinden auf andere zu schieben.

Diese Elemente zusammen bieten einen ganzheitlichen Ansatz für eine empathische, respektvolle und effektive Kommunikation und sind sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Kontext anwendbar.

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