Interview mit Ralf Hasford, Mediator und Trainer
Herr Hasford, als Experte für Konfliktmanagement und Mediation sind Sie in vielen Unternehmen und Organisationen im Einsatz, um Streitigkeiten zu entschärfen und nachhaltige Zusammenarbeit zu fördern. Warum ist das Thema Konfliktmanagement so wichtig?
Ralf Hasford: Konflikte sind eine natürliche Folge menschlicher Interaktion. Sie entstehen überall dort, wo Menschen zusammenarbeiten, unterschiedliche Perspektiven einbringen und manchmal auch aufeinanderprallen. Doch Konflikte sind nicht zwangsläufig negativ. Sie bergen enormes Potenzial für Wachstum und Innovation, wenn sie richtig gemanagt werden. Und genau hier setzt meine Arbeit an: Ich helfe Menschen und Teams, Konflikte als Chance zu sehen und sie produktiv zu lösen.
Sie haben sieben Tipps für ein erfolgreiches Miteinander formuliert. Was motiviert Sie, diesen praktischen Ansatz zu verfolgen?
Ralf Hasford: Diese sieben Tipps sind das Ergebnis jahrelanger Erfahrung und Beobachtung. Sie dienen nicht nur dazu, Konflikte zu lösen, sondern auch, sie frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Meine Motivation ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Kommunikation zu verbessern und Missverständnisse zu vermeiden. Denn oft sind es die unausgesprochenen Bedürfnisse und Interessen, die zu Spannungen führen. Wenn wir lernen, diese frühzeitig zu erkennen und zu adressieren, können wir Konflikte entschärfen, bevor sie eskalieren.
Lassen Sie uns über den ersten Tipp sprechen: “Forschen Sie nach der Ursache und den Bedürfnissen”. Warum ist das so entscheidend?
Ralf Hasford: Jeder Konflikt hat eine Ursache, oft verborgen unter der Oberfläche. Wenn wir diese Ursache verstehen, können wir die eigentlichen Bedürfnisse der Beteiligten erkennen. Das ist der Schlüssel zur Lösung. Es geht darum, tiefer zu graben und zu verstehen, was die Menschen wirklich bewegt. Vielleicht fühlt sich jemand übergangen, nicht wertgeschätzt oder missverstanden. Sobald wir das identifizieren, können wir beginnen, eine Lösung zu entwickeln, die alle Parteien berücksichtigt.
Ihr zweiter Tipp lautet: “Vermeiden Sie es, die Schuld anderen zuzuschieben”. Wie schaffen wir es, in hitzigen Momenten diesen Rat zu beherzigen?
Ralf Hasford: Schuldzuweisungen sind der schnellste Weg, um eine Situation eskalieren zu lassen. Sie schaffen Fronten und verhindern eine konstruktive Lösung. In solchen Momenten ist es wichtig, innezuhalten und sich auf die Lösung zu konzentrieren, nicht auf die Schuldfrage. Es erfordert Selbstdisziplin und die Bereitschaft, über das eigene Ego hinauszuwachsen. Doch wenn wir das schaffen, können wir den Fokus auf das Gemeinsame, das Verbindende legen – und das ist der Weg zu einer nachhaltigen Lösung.
Sie sprechen auch davon, die Perspektive zu wechseln. Warum ist das im Konfliktmanagement so wichtig?
Ralf Hasford: Perspektivenwechsel bedeutet, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Es erfordert Empathie und die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Wenn wir verstehen, warum jemand so handelt, wie er es tut, können wir viel besser auf seine Bedürfnisse eingehen und eine Lösung finden, die für alle funktioniert. Es ist eine Übung in Mitgefühl und Verständnis, die letztlich zu tieferem Vertrauen und besserer Zusammenarbeit führt.
Ihr vierter Tipp schlägt vor, der anderen Seite Positives zu unterstellen. Das klingt fast zu idealistisch, oder?
Ralf Hasford: Vielleicht, aber es funktioniert. Wenn wir davon ausgehen, dass die andere Seite gute Absichten hat, schaffen wir eine positive Atmosphäre, in der Lösungen leichter gefunden werden können. Dieser Ansatz baut Vertrauen auf und reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass die Situation weiter eskaliert. Natürlich bedeutet das nicht, naiv zu sein, sondern bewusst eine konstruktive Haltung einzunehmen.
Sie betonen auch, offen über Gefühle zu sprechen. Warum ist das in einem Konflikt so wichtig?
Gefühle sind der Kern jedes Konflikts. Oft entstehen Konflikte gerade, weil jemand seine Gefühle nicht ausdrücken konnte oder sich nicht gehört fühlt. Wenn wir lernen, unsere Emotionen klar und nicht anklagend zu kommunizieren, öffnen wir den Weg zu echter Verständigung. Es geht darum, authentisch zu sein und gleichzeitig respektvoll. Das ist die Basis für eine tiefere, ehrlichere Kommunikation, die Konflikte langfristig löst.
Der sechste Tipp lautet, den Konfliktgegner nach seinem Vorschlag zur Lösung zu fragen. Welche Rolle spielt dies im Prozess?
Ralf Hasford: Indem wir den anderen aktiv in die Lösungsfindung einbeziehen, geben wir ihm die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Es zeigt auch, dass wir bereit sind, zuzuhören und Kompromisse zu finden. Das steigert die Bereitschaft zur Kooperation enorm und führt oft zu kreativen, unerwarteten Lösungen, die allen zugutekommen.
Abschließend empfehlen Sie, Hilfe von außen anzunehmen, wenn ein Konflikt zu weit eskaliert ist. Warum ist das so wichtig?
Manchmal sind wir so tief in einem Konflikt verstrickt, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Ein neutraler Dritter kann in solchen Fällen wertvolle Perspektiven und Techniken einbringen, um den Konflikt zu entschärfen. Mediation ist ein effektives Instrument, um festgefahrene Situationen zu lösen und zu einer fairen, nachhaltigen Lösung zu gelangen. Es geht darum, die Eskalationsdynamik zu durchbrechen und gemeinsam einen Weg nach vorn zu finden.
Vielen Dank, Herr Hasford, für diese wertvollen Einblicke und praktischen Tipps.
Ralf Hasford: Sehr gerne. Es ist mir ein Anliegen, Menschen dabei zu helfen, Konflikte als Chance für Wachstum und Zusammenarbeit zu sehen. Denn letztlich geht es darum, gemeinsam zu lernen und zu wachsen – und dabei die besten Lösungen zu finden, die für alle tragfähig sind.
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