Mediation im Krankenhaus

Mediation im Krankenhaus: Wenn das Team auseinanderfällt – und die Station wankt

Ein Fall aus dem Klinikalltag

„Wir brauchen mal eine Stunde Supervision, denn wir haben eine ganz schlechte Kommunikation“, hieß die Anfrage. Doch das beschrieb das Problem noch lange nicht. Die Aussage, „Bei uns herrschen Zustände die über das Mass des Erträglichen hinaus belastetest sind. Niemand hat mehr Lust zur Arbeit zu kommen.“, trifft die Situation besser.

Was konnte ich erfahren?

Auf einer Station ist die Stimmung gekippt. Nicht nur im Dienstzimmer wird hinter dem Rücken gesprochen, Abwesenheiten nehmen zu, Krankentage häufen sich. Kollegen/innen fühlen sich allein gelassen, Vertretungen werden nicht mehr untereinander geregelt, sondern nur noch notdürftig mit Springer/innen aus anderen Bereichen abgedeckt.

Zwischen Spät- und Nachtdienst kommt es immer wieder zu Anfeindungen. Diskussionen eskalieren, Türen knallen, Tränen fließen. Einige Pflegekräfte denken laut über Kündigung oder Versetzung nach, zwei andere haben sich bereits dafür entschieden.

Daher musste die Bettenzahl gesenkt werden, die Erlöse sinken, die laufenden Kosten steigen. In der Geschäftsführung macht sich die Sorge breit, ob die Station wirtschaftlich überhaupt noch zu halten ist und was das für Folgen für das gesamte Krankenhaus hat.

Der Oberarzt ist ratlos, die Pflegedienstleitung ebenso. Die Personalleitung ist eingeschaltet, Geschäftsführung und Ärztlicher Direktor sind alarmiert. Alle sehen, dass es so nicht weitergeht – aber niemand weiß, wie man die Dynamik drehen kann, ohne noch mehr Schaden anzurichten.

Wenn auch sehr spät, doch an diesem Punkt setzt Mediation im Krankenhaus an.

Mehr als „dicke Luft“: Woran Sie erkennen, dass ein Teamkonflikt kippt

In Kliniken herrscht immer Druck. Aber es gibt einen Unterschied zwischen hoher Belastung und einem eskalierten Teamkonflikt. Typische Warnsignale:

  • Hinter-dem-Rücken-Kommunikation ersetzt das offene Gespräch
  • Kolleg:innen springen nicht mehr füreinander ein – Dienstpläne werden zum Kampffeld
  • Kleine Fehler werden gnadenlos kommentiert, teilweise öffentlich bloßgestellt
  • Dienstzimmer werden zu „Sicherheitszonen“: drinnen Verbündete, draußen „die anderen“
  • Führungsimpulse verhallen – oder werden als Angriff wahrgenommen
  • Krankenstand und Fluktuation steigen, Bewerbungen bleiben aus

An diesem Punkt geht es nicht mehr um ein „Missverständnis“, das sich mit einem klärenden Gespräch in der Stationsbesprechung regeln lässt.
Es geht um Vertrauensverlust, Rollenunklarheit, Überlastung und verletzte Würde – und um eine Dynamik, die sich ohne strukturierte Intervention weiter hochschaukelt.

Die unsichtbaren Kosten: Wenn Konflikte die Station wirtschaftlich gefährden

Konflikte im Team sind kein „weiches“ Thema. Sie schlagen sich direkt in Kennzahlen nieder:

  • Mehr Kranktage → höhere Personalkosten, Springer-Einsatz, verstärkter Druck im verbleibenden Team
  • Reduzierte Bettenzahl → geringere Erlöse, schlechtere Auslastung bei fast gleichen Kosten
  • Qualitätsverlust in der Versorgung → höhere Risiken, steigende Fehlerwahrscheinlichkeit, unzufriedene Patienten/innen
  • Fluktuation & Recruiting-Kosten → Verlust von Erfahrung, lange Einarbeitungszeiten, teure Neubesetzungen
  • Reputationsschäden → intern („auf dieser Station arbeite ich nicht“) und extern (Patientenzufriedenheit, Bewertungen, Zuweiser)

Im schlimmsten Fall erscheint die Schließung einer Station plötzlich wie die „einfache Lösung“ – aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar, aus Versorgungs- und Arbeitgebersicht fatal. Mediation im Krankenhaus setzt genau hier an: vor dem Punkt, an dem nur noch „Abwicklung“ bleibt.


Warum klassische Instrumente oft nicht mehr ausreichen

Wenn eine Station in Schieflage gerät, greifen Kliniken in der Regel zuerst zu vertrauten Instrumenten:

  • Gespräche von Oberarzt und Stationsleitung mit Einzelpersonen
  • Mitarbeitergespräch mit der Pflegedienstleitung
  • Einschalten der Personalleitung oder der Mitarbeitervertretung
  • Dienstanweisungen, Arbeitsaufträge, Umstrukturierungen
  • In Extremfällen: Abmahnungen, Versetzungen, Trennung

Diese Instrumente haben ihre Berechtigung – stoßen aber an Grenzen, wenn:

  • Führung selbst Teil des Konflikts ist („die da oben verstehen uns nicht“)
  • Misstrauen so groß ist, dass niemand mehr offen spricht
  • Mehrere Konfliktlinien gleichzeitig verlaufen (Pflege vs. Pflege, Pflege vs. Ärzt/innen, Tagdienst vs. Nachtdienst etc.)
  • Strukturthemen (Ressourcen, Prozesse, Rollen) mit persönlichen Verletzungen vermischt sind
  • Hilflosigkeit im Umgang mit den Themen bei den Ärzten

Dann braucht es einen neutralen, externen Rahmen, in dem nicht Schuldige gesucht, sondern Lösungen entwickelt werden – ohne Gesichtsverlust für die Beteiligten.

Was Mediation im Krankenhaus leisten kann

Der Prozess der Mediation im Krankenhaus 

Mediation ist ein strukturierter, freiwilliger Prozess, in dem ein neutraler Dritter – der Mediator – die Beteiligten dabei unterstützt,

  • die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen,
  • Interessen, Belastungen und Bedürfnisse klar zu benennen,
  • ungeklärte Erwartungen und Rollen sichtbar zu machen,
  • konkrete, verbindliche Absprachen zu treffen,
  • und eine neue Form der Zusammenarbeit zu vereinbaren.

Die zentralen Prinzipien bleiben dabei immer gewahrt:

  • Freiwilligkeit – niemand wird gezwungen teilzunehmen
  • Vertraulichkeit – Gesagtes bleibt im geschützten Rahmen
  • Neutralität – der Mediator vertritt keine Seite, sondern den Prozess
  • Eigenverantwortung – die Lösungen kommen aus dem Team, nicht „von außen“

Damit wird Mediation zu einem Arbeitsinstrument, das klinische Realität, wirtschaftliche Anforderungen und menschliche Bedürfnisse zusammenbringt.

Wie eine Stations-Mediation konkret ablaufen kann

Jede Klinik, jede Station, jedes Team ist anders. Der Prozess wird angepasst – die Grundstruktur bleibt jedoch ähnlich:

1. Auftragsklärung mit Leitung und Träger

  • Gespräch mit Geschäftsführung, Ärztlicher Direktion, PDL und ggf. Personalleitung
  • Klärung: Worum geht es genau? Was ist der Auftrag? Welche Grenzen gibt es?
  • Abstimmung, welche Bereiche einbezogen werden (nur Station? angrenzende Bereiche?)
  • Vereinbarung zu Rollen, Vertraulichkeit, Kommunikation gegenüber der Belegschaft

2. Analyse & Einzelgespräche

  • Vertrauliche Einzelgespräche mit Mitarbeitenden der Station (Pflege, Ärzt:innen, ggf. Funktionsdienst, Service)
  • Erhebung: Wo stehen wir? Welche Konfliktlinien gibt es? Welche Tabus?
  • Sichtbar werden häufig: Überlastung, fehlende Wertschätzung, verletzende Vorfälle, unklare Zuständigkeiten

3. Gemeinsamer Mediations-Workshop

  • Moderiertes Treffen mit Vertreter:innen aller relevanten Gruppen
  • Ziel:
    • Gemeinsames Lagebild entwickeln („Wo stehen wir wirklich?“)
    • Belastungen, Erwartungen und Bedürfnisse austauschen – strukturiert, ohne Schuldzuweisungen
    • Arbeitsvereinbarungen erarbeiten (z. B. Umgang mit Krankmeldungen, Vertretungen, Dienstübergabe, Feedback)
  • Wichtig: Es geht nicht darum, jemanden „abzustrafen“, sondern die Arbeitsfähigkeit der Stationwiederherzustellen.

4. Schriftliche Vereinbarungen & Verantwortlichkeiten

  • Ergebnisse werden in klaren, verständlichen Vereinbarungen festgehalten:
    • Welche Regeln gelten künftig im Umgang miteinander?
    • Wie werden Dienstpläne abgestimmt?
    • Wie werden Konflikte künftig frühzeitig aufgegriffen?
  • Verantwortlichkeiten werden benannt: Wer achtet worauf? Wer moderiert erste Zeichen von Spannungen?

5. Nachsteuerung & Integration in den Alltag

  • Follow-up-Termine (z. B. nach 6–8 Wochen)
  • Reflexion: Was funktioniert, wo gibt es Rückfälle?
  • ggf. Aufbau regelmäßiger Supervision oder Teamtage, um das Erarbeitete zu stabilisieren

So wird aus einem einmaligen „Feuerlöschen“ ein entwickelnder Prozess, der die Station langfristig stärkt.

Mediation als Baustein eines Konfliktmanagementsystems im Krankenhaus

Ein einzelner Mediationsprozess kann eine Station stabilisieren – dauerhaft tragfähig wird es, wenn Kliniken Konfliktbearbeitung systematisch verankern:

  • klare interne Eskalationswege bei Konflikten
  • Zugänge zu externer Mediation und Supervision
  • Fortbildungen zu Kommunikation, Feedback, Führung in Konfliktsituationen
  • Vereinbarte Standards, wie mit Überlastung, Fehlern und Beschwerden umgegangen wird

So wird Mediation vom Ausnahmeinstrument zur etablierten Ressource – für Geschäftsführungen, PDL, Oberärzt:innen, HR und Mitarbeitervertretungen.

Was Führung aus solchen Fällen lernen kann

Für Leitungsebenen – vom Chefarzt bis zur Geschäftsführung – zeigen solche Fälle immer wieder:

  • Konflikte „regeln sich nicht von allein“ – Schweigen ist selten Neutralität, meist Rückzug.
  • Hohe fachliche Qualität ersetzt keine funktionierende Zusammenarbeit im Team.
  • Es ist wirtschaftlich klüger, frühzeitig in Mediation und Supervision zu investieren, als später eine Station schließen oder neu aufbauen zu müssen.
  • Externe Mediation schützt Rollen: Führung bleibt Führung, muss aber nicht gleichzeitig „Richter:in“ sein.

Mediation schafft einen Rahmen, in dem Gesicht gewahrt und trotzdem klar gesprochen werden kann – eine Kombination, die im Klinikalltag selten zur Verfügung steht.

Wenn Sie Ihre Station halten und Ihr Team stärken wollen …

Überall im Land steigt der Kostendruck und die Lösungen verlangen viele Kraftanstrengungen. Sehr häufig werden diese auf den Rücke der Leitung sowie aller Angestellten abgeladen. Vielleicht sehen Sie in Ihrer Klinik Parallelen zu dem beschriebenen Fall. Eventuell merken Sie, dass auf einer Ihrer Stationen die Stimmung kippt, der Krankenstand steigt, die Dienstpläne immer schwerer zu füllen sind. Sicher möchten Sie nicht warten, bis die Schließung als „einzige Lösung“ diskutiert wird.

Daher arbeite ich als Wirtschaftsmediator mit Erfahrung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zusammen mit:

  • Geschäftsführungen und Klinikleitungen
  • Pflegedienstleitungen und Oberärzte/innen
  • HR-Abteilungen und Mitarbeitervertretungen
  • Teams auf Station, in Funktionsbereichen und in der Verwaltung

Mein Ziel ist: Konflikte klären, Zusammenarbeit stabilisieren und die Versorgung sichern – menschlich wie wirtschaftlich. Den letztendlich bedeutet Versorgungssicherheit, unsere demokratische Gesellschaft zu stützen und zu erhalten.

Wenn Sie Mediation im Krankenhaus als Instrument nutzen möchten, um eine Station zu stabilisieren oder ein Team wieder arbeitsfähig zu machen, dann nehmen Sie gerne Kontakt auf.

Gemeinsam klären wir, welcher Rahmen für Ihre Situation sinnvoll ist – damit Ihre Station nicht zur Problemzone, sondern wieder zum verlässlichen Pfeiler Ihrer Klinik wird.

Die Vorteile der Mediation im Krankenhaus:

  • Das Gesundheitswesen ist ein komplexes System mit vielen Interessengruppen
  • Der Betrieb von Krankenhäusern beinhaltet in vielerlei Hinsicht hohe Konfliktpotentiale
  • Mediation, Supervision und ein effektives Konfliktmanagement (Teambildung) im Krankenhaus:
    · Verbesserung der Patientenversorgung
    · Erhöhung der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter*innen
    · Verbesserung des Gesundheitsversorgung in Ansehen und Wirkungsamkeit

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Guten Tag, meine Arbeit basiert auf systemische Methoden und dialogorientierte Formate, die individuell auf Ihre Situation, Anforderungen und Bedürfnisse angepasst werden. Dazu gehe ich mit Ihnen in den Austausch um Ihre Ziele und Herausforderungen in den Fokus zu stellen. Starten wir die den Dialog, damit die Zusammenarbeit erfolgreich wird!
Ralf Hasford | Juni 2025