Konsens in der Endlagersuche: Gemeinsam zur tragfähigen Lösung

Es genügt leider nicht, wenn nur ich so denke, doch was bedarf es für unser Land noch mehr?

Der hochradioaktive Abfall existiert

Die Ko-Vorsitzende des Nationalen Begleitgremiums (NBG) Prof. Dr. Miranda Schreurs formulierte es kürzlich sehr treffend. Sie sagte sinngemäß: ‚Unabhängig davon, ob wir Kernenergie befürworten oder ablehnen – der hochradioaktive Abfall existiert bereits. Er stellt die Nation vor die dringende Aufgabe: Wir brauchen eine tragfähige und gesellschaftlich akzeptierte Lösung für die dauerhafte Lagerung.’

Warum ich mich für solch ein Thema interessiere? Weil es Teil unserer gegenwärtigen Geschichte ist und auch Teil meiner eigenen Vergangenheit. Das mein Großvater in den Anfangsjahren der Wismut Uran abbaute und welche Folgen das hatte, sickerte erst jetzt durch. Viel ehr weil ich mich in den 80iger und 90iger für Umweltbelange interessierte und teils auch engagierte. Doch eigentlich gehtsmir mehr um das Heute. Denn ich will als Bürger unseres Landes, dass die demokratische Grundordnung und ein gesellschaftlicher Dialog gestärkt werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass beides der Beteiligung von Vielen bedarf. 

So involviere ich mich seit 2020 in meiner Freizeit in das Thema der Endlagersuche und bringe mich ehrenamtlich immer wieder in den Dialog ein. Mit meiner Profession als Moderator und Mediator bin ich es gewohnt unterschiedliche Meinungen zu hören und zwischen unterschiedlichen Personen und Gruppen zu vermitteln. Und nicht nur im Job übe ich meine Tätigkeit mit dem Ziel des Austauschs, der Verständigung und der Konfliktlösung aus. Dabei sehe ich den Erhalt der Handlungsfähigkeit und ein Ermöglichen des Konsens, als Ziel.

Warum Beteiligung bei der Endlagersuche essenziell ist

Aus meiner Arbeit weiß ich, das in Wirtschaft und Gesellschaft aus Informationsdefiziten schnell Konflikte werden. Diese werden verdeckt im Geheimen ausgetragen oder auch ganz offen zur Schau gestellt. Gemein ist beiden Formen, dass sie den Dialog und die Zusammenarbeit lähmen können. Insbesondere gilt das bei emotional aufgeladenen Themen wie Projekten zur regionalen oder überregionalen Entwicklung. Emotion wachsen immer, wenn die Frage lautet: Entstehen mir (scheinbare oder faktische) Nachteile? 

Bei der Zwischenlagerung und erst der Endlagerung von Atommüll stehen viele unterschiedliche Interessen, Sorgen und Ängste im Raum. Die einen sind wirtschaftlich, andere politisch und weitere sehr privat. Sie müssen gesehen und gehört werden, inklusive genauer Gefahren- und Risikoanalysen. Um es in den Bereich des Konsens zu führen, sind dadurch eine Unzahl an Informations- und Beteiligungsformaten unterschiedlichster Art der Weg, den es einzuschlagen gilt. Denn besser als etwas nur zu hören oder zu lesen ist die Möglichkeit selbstgesteuert mitzuwirken und Unklarheiten durch fachliche wie gesellschaftliche Beteiligung abzubauen. Denn Hand aufs Herz, es gibt viel Halbwissen, viele Mythen und noch mehr eingebildete Bedrohung. Sie entstehen aus Unwissenheit, wachsen unbewusst heran oder werden sogar bewusst durch Desinformation und Aufwiegelung erzeugt. 

Genau hier bedarf es:

  1. Transparente Informationen
    Damit alle Beteiligten verstehen, welche Herausforderungen und Risiken bestehen und welche Kriterien entscheidend sind.
  2. Moderierte Dialog- und Arbeitsformate
    In solchen Formaten werden alle Interessen sichtbar, Ängste ernst genommen und konstruktiv bearbeitet.
  3. Konsequentes Konfliktmanagement
    Damit Anfeindungen und Vorbehalte konstruktiv aufgegriffen und Blockaden überwunden werden können, um den gemeinsamen Lösungsweg freizumachen.
  4. Ausgleichsverpflichtungen
    Übermäßige Belastungen und Veränderungen der Entwicklung müssen frühzeitig erkannt werden. Dann besteht die Chance Ausgleiche für eine Region zu verhandeln und zu realisieren.
  5. Beteiligung aller Interessierten und Betroffenen
    Entsprechend der eigenen Betroffenheit bedarf es unterschiedlicher Beteiligungs- und Einwirkungsmöglichkeiten. 

Ehrlichkeit und Verbindlichkeit als Basis

Bei allen Dialogen und Beteiligungen orientiere ich mich bei meiner Arbeit als Moderator bzw. Mediator an der Leitidee des ‚Ehrbaren Kaufmanns‘. Wenn es auch eine alte Idee ist, so sind mir die Grundzüge in meiner Tätigkeit dennoch sehr wichtig:

  • Vertrauen schaffen und einfordern:
    Umfassend informieren, fair verhandeln, pünktlich liefern, korrekt abrechnen.
  • Handschlagqualität:
    Ein Wort geben, zu dem ich stehe.
  • Sicheres wirtschaftliches Urteil:
    Fundiertes Wissen um die Prozesse, damit tragfähige Lösungen entstehen.
  • Transparenz leben:
    Entscheidungen und Prozesse offenlegen, um breite Akzeptanz zu sichern. 
  • Schutz und Verschwiegenheit einhalten:
    Der Schutz von übergeordneten Interessen wahren und die Bedürfnisse einzelner vertreten, um schützende Anonymität zu ermöglichen.
  • Nachhaltigkeit fördern:
    Ethische Werte nicht nur vertreten, sondern aktiv an kommende Generationen weitergeben.

Ein kurzer Blick: Kosten und Abfallmengen

Sicherlich waren extrem hohe Kosten schon immer eine Begleiterscheinung der Atomkraft. Staatliche Fördermittel und Subventionen gab es auch schon immer. War es zu Anfang eine Zukunftstechnologie, ist es heute eine Last an strahlenden Abfall. Man geht davon aus, dass die monetären Förderungen allein bis 2010 gleich einem Zuschlag von 4,3 Cent je Kilowattstunde des jemals erzeugten Atomstrom gleichgesetzt werden kann. 

[Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie]

Eine Analyse des Handelsblatts kam dann 2015 zu dem Schluss, dass Atomkraft „die wahrscheinlich größte und schlechteste Investition in der Geschichte der Bundesrepublik“ war. 

[Quelle: Gabor Steingart, Handelsblatt Morning Briefing, 9. Oktober 2015; vgl. auch Germany’s Non-Stop Nuclear Disaster, Handelsblatt Global Edition, 9. Oktober 2015 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)]

Öffentlich-rechtlicher Entsorgungsfonds (KENFO)

Auf Empfehlung der Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergie­ausstiegs (KFK, 2015) wurden 2017 rund 24 Mrd. € von den Betreibern in den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO) eingezahlt. Bereits heute wird von einem Fehlbetrag von ca. 7 Mrd. € gesprochen. Der Rückbau der Kraftwerke ist darin nicht enthalten, diese geschieht in Verantwortung der Energieunternehmen bzw. ihrer dafür eingerichteten Gesellschaften.

Wie groß wird die Menge des Abfall sein? 

[Quelle: Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung https://www.base.bund.de/de/zwischenlager/atommuell/abfallmengen/abfallmengen-atommuell_inhalt.html]

Da sind zunächst die ca. 1.750 Behälter mit Kernbrennstoffen die zum Großteil heute bereits in Zwischenlagern auf die Endlagerung warten. Das entspricht einem Abfallvolumen von etwa 27.000 m3 hochenergetischem Müll. Sie stammen aus dem Betrieb der Atomkraftwerke.

Bis zum Jahr 2050 fallen weiterhin ca 300.000 m3 sonstige radioaktive Abfälle an. 66 % stammen aus Atomkraftwerken und der kerntech­nischen Industrie und 34 % aus staatlichen Einrichtungen. Darüber hinaus sind 220.000 m3 radioaktive Abfälle aus der für die Lagerung ungeeigneten Schachtanlage Asse II zurückzuholen. Weitere 100.000 m3 Reststoffe kommen aus der Urananreicherung. Zusammen ca. 600.000 m3 radioaktiv belastetes Material vom Putzlappen über Schlamm bis hin zu kontaminierten Beton und Stahl. 

Bist Du in der Endlagersuche aktiv?

  • Bist Du bereits umfassend informiert über den aktuellen Stand der Suche? 
  • Bringst Du Dich jetzt schon aktiv mit ein? 
  • Wie steht es mit Dir? 

Vielleicht lebst, arbeitest, planst oder erbst Du in einer Region, die für die Endlagerung von radioaktivem Abfall in Frage kommt. Dann liegt es nahe, dass Du Dich tiefer informieren oder sogar aktiv einbringen willst. Bist Du der Meinung, Deine Region sollte jetzt schon bessere informiert werden, weil ihr in der Historie mit der Kernenergie eine Verbindung hattet?

Unabhängig oder mit den Akteuren von BASE und BGE unterstütze ich gerne vor Ort bei der Organisation und Moderation von Bürgerdialogen, Informationsveranstaltungen und lösungsorientierten Workshops. Mein Ziel: Informiert sein und einen gemeinsamen Konsens ermöglichen, der eine geologische Eignung mit einer gesellschaftlichen Zustimmung gleichermaßen berücksichtigt.

Einladung zum Dialog vor Ort

Möchtest Du in Deiner Kommune oder Organisation die Grundlage für eine tragfähige, breite Zustimmung schaffen? Suchst Du nach Formaten, Ideen oder Unterstützung bei der Moderation oder Konfliktbewältigung?

Ich stehe bereit, gemeinsam mit Dir den Weg zur nachhaltigen Lösung zu gestalten. Nimm dazu mit mir Kontakt auf. Zusammen schaffen wir die Basis für tragfähige Entscheidungen!

Ralf Hasford
Wirtschaftsmediator & Strategie-Moderator

Passende Links auf meiner Webseite:

Quellen für weiterführende Informationen: