Wenn sie mich fragen, was das beste Weihnachtsgeschenk das sie als Chef / Chefin ihrem Unternehmen machen können sei, so sage ich, ermöglichen Sie ihren Mitarbeitenden eine ordentliche Weihnachtsfeier – und gehen sie so früh wie möglich.
Konflikt nach der Weihnachtsfeier – und wie du da rauskommst
Eine Weihnachtsfeier beginnt meist als Einladung: raus aus Routine, rein ins Miteinander. Menschen erzählen Privates, lachen über Dinge, die im Büro keinen Platz haben, und testen – oft unbewusst – Grenzen. Das wirkt „ganz privat“. Natürlich ist das alles ganz privat, zumindest bis der nächste Arbeitstag beginnt. Denn am nächsten Morgen gelten wieder Rollen, Zuständigkeiten, Abhängigkeiten und Erwartungen. Was in der Nacht zuvor als locker gemeint war, kann dann als Kränkung, Bloßstellung, Anmache, Loyalitätsbruch oder Grenzverletzung gelesen werden.
Da hast Du den Salat!
Konflikte nach Feiern entstehen selten durch „den einen Satz“ allein. Sie entstehen aus einer Mischung aus Enthemmung, Erinnerungslücken, sozialen Deutungen und dem Machtgefälle im Unternehmen. Wer sich verletzt fühlt, reagiert oft nicht sofort – sondern später: durch Rückzug, spitze Bemerkungen, Krankenstand, Beschwerden, Gerüchte oder „Dienst nach Vorschrift“. Das ist kein moralisches Versagen, sondern eine normale Schutzreaktion.
Was jetzt zählt: Klärung statt Gerüchte
Wenn nach der Feier Spannung im Team spürbar ist, lohnt sich eine einfache Grundentscheidung:
Nicht interpretieren, sondern klären. Nicht öffentlich, sondern gezielt. Nicht lange, sondern strukturiert.
Handfest heißt das:
- Gerüchte stoppen – ohne Drama
Eine kurze Ansage reicht: „Wir klären das direkt mit den Beteiligten. Bitte keine Spekulationen im Teamchat oder Flur.“ - Fakten von Wirkung trennen
- Was ist konkret gesagt oder getan worden?
- Welche Wirkung hatte es – und warum?
Beides ist wichtig. Wirkung ist real, auch wenn die Absicht anders war.
- Schnelle Entschuldigung, wenn Grenzen erkennbar überschritten wurden
Kurz, klar, ohne „aber“: „Das war unangebracht. Es tut mir leid. Ich will, dass das im Arbeitskontext geklärt ist.“ - Ein Klärungsgespräch nach 20-Minuten-Struktur
- „Was hast du erlebt?“
- „Was hat es bei dir ausgelöst?“
- „Was brauchst du, damit wir professionell weiterarbeiten können?“
- „Was vereinbaren wir konkret – ab sofort?“
- Eine Vereinbarung, die man überprüfen kann
Nicht: „Wir reißen uns zusammen.“
Sondern: „Wir lassen X. Wir sprechen Y direkt an. Wir klären Konflikte bis spätestens Z.“ - Follow-up nach 7–14 Tagen
Ein kurzer Check macht den Unterschied: „Ist es besser? Was ist noch offen?“
Feier-Policy – so gelingt die Weihnachtsfeier / Betriebsfeier
Eine gute Feier verbindet Menschen, ohne Grenzen zu verwischen. Klare Regeln schaffen Leichtigkeit – und verhindern Missverständnisse, die am Folgetag schwer wiegen können.
1. Ziel der Veranstaltung
Feiern vs. Professionalität
Feiern stärken das Miteinander, schaffen Raum für persönliche Begegnung und würdigen die gemeinsame Arbeit. Gleichzeitig bleibt der professionelle Rahmen bestehen. Diese Policy dient dem Schutz aller Beteiligten und sorgt dafür, dass ein schöner Abend nicht zu einem belastenden Folgethema im Arbeitsalltag wird.
2. Rollenverständnis
Führungskräfte sind Gastgeber – nicht Teil der Clique.
Ihre Aufgabe ist es, einen sicheren, wertschätzenden Rahmen zu ermöglichen.
Gastgeber sein bedeutet:
- Präsenz zeigen, begrüßen, ansprechbar sein.
- Nach dem offiziellen Teil den Raum bewusst freigeben.
- Empfohlenes Zeitfenster: Führung geht nach dem Essen oder rund 1,5–2 Stunden nach Beginn der freien Phase.
Damit erhalten Mitarbeitende den geschützten sozialen Raum, den ungezwungene Feiern brauchen – ohne dass das Machtgefälle im Raum mitläuft.
3. Grenzen zwischen privat und beruflich
Feiern wirken informell, sind aber bis zu einem definierten Punkt Unternehmensveranstaltungen.
„Natürlich ist alles ganz privat – zumindest bis der Arbeitstag beginnt.“
Klare Regeln aufstellen:
- Kein Druck zur Teilnahme oder zum Alkoholkonsum.
- Respektvolle Kommunikation, keine abwertenden oder grenzüberschreitenden Bemerkungen.
- Keine Fotos oder Videos ohne Zustimmung.
- Keine vertraulichen Arbeitsinhalte.
4. Alkohol und Verzehr
Der Arbeitgeber übernimmt den offiziellen Teil der Feier (z.B. Essen + zwei bis drei Getränke). Danach gilt ein klarer Schnitt – Weitere Getränke und Speisen sind privat und auf Selbstzahlerbasis.
Transparente Ansage: Kostenübernahme
Die Ansage schützt alle Beteiligten, weil ab diesem Punkt:
- nur noch private Eigenverantwortung gilt,
- keine arbeitsrechtliche Vermischung entsteht,
- das Risiko für spätere Konflikte messbar sinkt.
5. Verhaltens-Empfehlung oder -Vereinbarung treffen
- Niemand muss trinken. Niemand muss tanzen.
- Nähe nur dort, wo Zustimmung klar und eindeutig ist.
- Kollegiale Verabschiedung ist ausreichend; Intimität oder körperliche Annäherung sind zu vermeiden.
- Streitpunkte oder Kritik gehören nicht in Feier-Situationen – sie werden im Arbeitsmodus besprochen.
6. Soll Führung „mitziehen“ und tanzen?
Tanzen ist natürlich möglich – kurz, freundlich, nicht intim, und idealerweise früh im Abend. Ein weiteres „um die Häuser ziehen“ oder das Kumpelhaft, betrunken, exzessiv oder bis spät bleiben – ist klar zu vermeiden.
Ihre Richtlinie sollte sein
Führung zeigt Nahbarkeit, aber wahrt Distanz. Das schützt Würde, Rollen und spätere Arbeitsfähigkeit.
7. Vorgehen bei Vorfällen
Konfliktlösung ist Führungsaufgabe – externe Mediation unterstützt
Wenn jemand sich unwohl fühlt oder in einer Situation doch eine Schwelle überschritten wurde:
- Ansprechperson vor Ort benennen (z.B. HR oder Vertrauensperson).
- Meldung möglichst am nächsten Arbeitstag.
- Klärung in vertraulichem, strukturiertem Gespräch.
- Keine Schuldzuweisungen im Teamchat.
Konflikte werden intern geklärt oder – durch externe Konflikt-Moderation / professionelle Mediation aufgearbeitet.
8. Prävention für kommende Jahre
Empfehlenswert sind:
- ein Follow-up: „Was lief gut, was verbessern wir nächstes Jahr?“
- kurze „Hinweise zum sicheren Feiern“ vorab,
- eine klare Zeitstruktur (offizieller Teil // privater Teil),
- eine neutrale Kontaktstelle für Rückfragen,
9. Einvernehmliche Nähe, sexuelle Handlungen zwischen Mitarbeitenden
Seitensprung, lustvolle Stunde oder lange auf den Moment gewartet?
Feiern können Nähe schaffen. Wenn es dabei zwischen Kolleginnen oder Kollegen zu einvernehmlichen körperlichen oder sexuellen Handlungen kommt, sollte Folgendes gelten:
- Am Folgetag professionell arbeiten. Falls Irritationen auftreten, sollten diese zeitnah, vertraulich und mit klarer Struktur geklärt werden – bei Bedarf mit externer Moderation oder Mediation.
- Einvernehmlichkeit ist zwingend. Beide Personen müssen klar, freiwillig und ohne Druck zustimmen. Alkohol, emotionale Situationen oder Hierarchie können die Freiwilligkeit beeinträchtigen – daher ist besondere Achtsamkeit erforderlich.
- Nicht im öffentlichen oder halböffentlichen Raum der Veranstaltung. Dazu zählen Saal, Flure, Außenbereiche oder Sanitäranlagen. Solche Situationen führen fast immer zu Irritationen, Gerüchten oder Beschwerden – unabhängig von der tatsächlichen Absicht.
- Diskretion nach der Feier. Was privat geschieht, bleibt privat. Es wird nicht in Chats, Teamsituationen oder gegenüber Dritten thematisiert.
- Keine Vermischung mit beruflicher Verantwortung. Zwischen Personen mit Weisungsbefugnis, Ausbildungs- oder Bewertungsrolle gelten erhöhte Schutzanforderungen. Auch bei beiderseitiger Zustimmung kann der Eindruck einer Abhängigkeit entstehen.
Bei Unsicherheit: Abstand.
- Wenn die Einvernehmlichkeit nicht eindeutig ist oder nicht klar kommuniziert werden kann, gilt Zurückhaltung.
- Zweit gegangen: Damit kein Beigeschmack bleibt und das Team wieder arbeitsfähig wird, sollte schnellstmöglich eine professionelle Mediation zur Klärung einberufen werden.
- Als Führungskraft sind sie hier besonders zur Diskretion und schnellen Hilfe aufgerufen

Die Rolle der Führung: Präsenz ja – aber dosiert
Privat – und doch nicht privat
Führungskräfte sind auf Feiern nicht „einfach nur dabei“. Das Machtgefälle bleibt, auch wenn es niemand anspricht. Mitarbeitende können selten frei sagen: „Das ist zu viel“, „Geh bitte“, „Dein Witz verletzt“, oder „Du wirkst betrunken“. Genau daraus entstehen spätere Spannungen.
Wann der Chef am besten geht
Als praxistaugliche Faustregel: nach einem sichtbaren, freundlichen Auftakt und spätestens nach dem Essen bzw. dem offiziellen Teil.
- Du zeigst Wertschätzung, bedankst dich, bist ansprechbar.
- Du gibst dem Team dann den Raum, ohne „Chef im Rücken“ in den privaten Modus zu wechseln.
Ein warmer Satz beim Abschied genügt: „Danke euch. Genießt den Abend – morgen sehen wir uns wieder im Arbeitsmodus.“
Getränke und restlicher Verzehr: Selbstzahler – wie sinnvoll ist das?
Das ist weniger eine Budgetfrage als eine Risikofrage. Je später der Abend, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Grenzverletzungen – und desto schwieriger die nachträgliche Klärung.
Eine nüchterne, konfliktarme Lösung ist oft:
- Arbeitgeber übernimmt den offiziellen Rahmen (Essen + definierte Anzahl Getränke, z. B. 2–3).
- Danach klarer Schnitt: „Alles Weitere privat und auf eigene Rechnung.“
Wichtig ist nicht die Strenge, sondern die Klarheit. Der Schnitt markiert: Bis hierhin Unternehmensveranstaltung. Ab hier private Fortsetzung. Das schützt Mitarbeitende wie Führung, und es entlastet HR, falls später etwas aufarbeitet werden muss.
Soll der Chef „mitziehen“ und mit allen tanzen?
Wenn „mitziehen“ heißt: möglichst kumpelhaft werden, lange bleiben, Shots, laute Stories – dann ist die Antwort nein. Das Risiko ist strukturell: Jede Nähe ist asymmetrisch, und jede Enthemmung der Führung wirkt doppelt.
Wenn Tanzen als kurze, freundliche Geste gemeint ist (ein Lied, ein Lächeln, kein Exzess, keine Intimität, kein „ich bleib bis 2“) – dann kann das funktionieren, aber nur als Ausnahme und nur kurz, idealerweise im frühen Teil des Abends. Danach gilt wieder: Raum geben, gehen.
Eine gute Leitlinie:
Führung ist Gastgeber – nicht Teil der Clique.
Gastgeber dürfen freundlich sein. Sie müssen nicht beweisen, dass sie „locker“ sind.
Unterstützungsangebote: wenn es festhängt oder heikel wird
Manche Konflikte lassen sich intern klären – andere eskalieren schnell, weil Scham, Gesichtsverlust oder arbeitsrechtliche Risiken im Raum stehen (Belästigungsvorwürfe, Mobbingdynamiken, Führungskonflikte, Teamspaltung).
In solchen Fällen ist externe Unterstützung oft der schnellste Weg zurück zur Arbeitsfähigkeit:
- Kurzintervention / Konflikt-Sichtung (30–60 Min.)
Ein strukturierter Blick: Was ist passiert, wer ist beteiligt, welches Risiko besteht, welche nächsten Schritte sind sinnvoll? - Klärungsgespräch moderiert (90–120 Min.)
Mit klaren Regeln, sicherem Rahmen und Ergebnisvereinbarung. - Mediation (mehrstufig)
Wenn mehrere Ebenen betroffen sind oder Vertrauen bereits beschädigt ist: Einzelgespräche + gemeinsamer Termin + schriftliche Vereinbarung + Follow-up. - Prävention fürs nächste Jahr
Ein kurzer Leitfaden für Führung und Orga-Team: Rollen, Grenzen, Alkoholkultur, Schnitt „offiziell/privat“, Deeskalationswege.
Ralf Hasford
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